IN ARBEIT
VOM SCHÖPFERISCHEN SPIEL MIT DEN ILLUSIONEN
Wahrnehmungen, Empfindungen und Erfahrungen führen zu einer inneren Unruhe. Der Drang, etwas vollenden zu wollen, wird zunehmend stärker. Und dies führt zum Gestalten von Bildern und Objekten, jeweils als Ausdruck einer tiefen Berührung.
Es wachsen bildhafte Erzählungen. Sie geben Kunde vom Fließenlassen im Dunkel, aus dem Dunkel in das Helle und aus dem Hellen in das Unbekannte. Poesie in vordergründig fremder Sprache. Kunde von dem was immer ist und immer bleibt. Von einer bedingungslosen Zuneigung, die viele Namen trägt. Von einer "Trotzdemliebe". Ich werde zum Erzähler in meiner authentischen Bildsprache.
BEDEUTUNG - ANDEUTUNG - DEUTUNG
2020
Mit diesen drei Begriffen lässt sich ansatzweise mein derzeitiges künstlerisches Arbeiten umschreiben.
Ich finde eine Farbfläche vor, eine Form, die zum Bild werden möchte. Papier- und Stoffreste, abgerissene Plakatwände, Rostiges, nutzlos Gewordenes werden zum Fundstück.
Und dieses Fundstück, fruchtbar geworden durch die Montage auf einen Malgrund, gewinnt an BEDEUTUNG. Es wird Anlass zu einem Dialog, wird Impuls für (m)ein absichtsloses, schöpferisches Spiel. Das Fundstück freundet sich an mit neuen Weggefährten, wird be- und überarbeitet, verändert, reduziert.
Es verliert seine ursprüngliche Bedeutung und steht zeichenhaft im Bildraum als ANDEUTUNG.
Mag sein, dass für einzelne Betrachter die Zwiesprache mit dem Bild sehr bald beendet ist; vielleicht garnicht stattfindet. Mag sein, dass andere das Vorgefundene weiterführen, mit Fantasie fortsetzen.
Mag sein, dass der künstlerische Prozess seiner inneren Kraft und den Spuren folgt, die der Erinnerung an das Ursprüngliche entkommen möchten.
Das Eindeutige möchte sich verlieren, ein Neues will entstehen, das Freiräume lässt für DEUTUNG.
Es kann Sekunden, Stunden, Tage und mehr Zeit nehmen, um in einem Bildraum den Platz für ein Zeichen zu finden, von dem aus die besondere Spannung des Tableaus als Ganzes wirkt. Im schöpferischen Spiel, im kreativen Entstehenlassen werde ich als Künstler zum (Spiel)gefährten der Formen und Zeichen.
Ich erzähle in Bildern von zeitloser Vergänglichkeit, von vermeintlicher Sicherheit, von endlicher Faszination und dem Kosmos der Imagination.
WERKE
Hier finden Sie eine Auswahl meiner Werke.
Bei Interesse am Kauf eines Bildes, können Sie jederzeit Kontakt zu mir aufnehmen.
Es kann sein, dass eine von Ihnen gewünschte Arbeit bereits veräußert ist.
2020
L'HOMME QUI PASSE
UND DAS ERNSTHAFT, SCHÖPFERISCHE SPIEL
L'homme qui passe steht heute und freiwillig vor einem großen Tisch. - Er macht diesen zu seinem Arbeitstisch und bestellt beziehungsweise belegt ihn mit Materialien, die vorher noch Platz hatten in Regalen, in offenen Kisten, auf dem Fußboden - auch auf der Fensterbank.
Stoffreste, Plakatfetzen, verottete Holzteile, „angerostete“ Papiere, Fundstücke - auch Sande und Aschen.
Leinwände bleiben nahe der Staffelei. Doch in Reichweite sind Tuschen, Pasten, Farben pastös und als Pigmente, ölig, kreidig, schnell oder langsam trocknend.
Auch wenige die Finger verlängernde oder -schonende Werkzeuge sind griffbereit, ebenso ein kleiner, tiefwirkender Gasbrenner.
L'omme qui passe hat Geburtstag.
Heute und freiwillig lässt er französische Chansons das Atelier beklingen, nachdem er zuvor aus einem besonderen Glas Absinte verte mit klarem Wasser genossen hat.
Für eine kleine Zigarre will er sich keine Zeit nehmen.
„ Die Arbeit ruft!“ - Nein, „der Spieltisch“ ruft!
Eine hölzerne Maltafel - quadratisch - weckt Spielfreude.
ES beginnt. Si t'en vas!
L'homme qui passe kennt das Gefühl, während des Schaffensprozesses wie von einer unsichtbaren Hand geführt zu sein.
Doch heute ist es mehr. Der Körper ist ergriffen. Rhythmische und gegenläufige Bewegungen, Spieler*innen und Gegenspieler*innen - Kundalinischütteln, Kopfleeren, Freifühlen – Trance wachsen wellengleich.
Reißen, Schütten, Leimen, Spachteln, Färben, Malen, Übermalen, Zeichnen, Verwerfen. Kein Neubeginn, Weiterführen, Geschehenlassen, Vertrauen und ganz nahe am Glück sein. Glücksspiel.
Heute und ohne Zwang. Regeln, Spielregeln, die L'homme qui passe selbst wählt, zulässt, erfahren muss - eine Vorstufe der Demut.
„Was möchte ins Spiel gebracht werden?“
Weil alleine, bewegt sich L'homme qui passe nach einer ihm bekannten Melodie und singt.
Der Körper steht unter Strom.
Fließend – mitfließend hat er Anteil, wenn sich Flächen und Formen zeigen; wenn sich Figürliches entfremdet, wenn Schichten und Schichtungen zu bislang unbekannten Geschichten werden.
Heute drängt sich im Nachempfinden - während des absichtsfreien schöpferischen Spiels - das Mitfühlen einer Hexenverbrennung, ein schwarzer Regenbogen auf. Gestern war es ein Blick in den dritten Höllenkreis und vor wenigen Tagen haben sich Licht und Sehnsucht danach sehr deutlich gezeigt. Ungefragt - freiwillig, auch der Gedanke an den Himmel der müde ist vom Blau, das die Geheimnisse der Gottwelt verbirgt.
Wie Lebensabschnitte so spielen.
Der Spieltisch wird immer wieder zum Spielfeld und weckt Erinnerungen an lachende, staunende Kinder. Staunen über das, was sich um sie und mit ihnen abspielt.
Energien kämpfen, streiten, umarmen sich oder tanzen nebeneinander in unterschiedlichen Schrittfolgen.
Arme, Hände, Finger sind ergriffen. Spieltrieb - Nahe der Spielsucht - Rausch.
Die Augen, staunend geöffnet suchen nicht - sie sind verwundert über das Spielgeschehen und erkennen, was die Hände schon vorher begriffen haben. Ein seltsames Spiel.
Ein Spiel, in dem Gefühle, Empfindungen, Sichtweisen und Erfahrenes kräftig durcheinander gewirbelt werden.
Auch Freiseinspüren - als wesentlicher Bestandteil.
Die Zwänge bleiben auf dem spurenreichen Fußboden liegen. Die Wünsche nach Anerkennung kauern hinter der Staffelei. Das Spiel ist und bleibt Anlass für eine „unblutige Revolte“. Es ist ein Aufbegehrenspüren gegen Mächte, die das tiefe, menschenwürdige Sein immer wieder an sich reißen.
Ein schöpferisches Spiel, ernsthaft verinnerlicht, gibt Kraft.
Glücksspiel.
L'homme qui passe - weil menschlich – weiß, wenn er (sich) verspielt hat.
Er wählt freiwillig einen anderen Tag, anderes Material, lässt andere Empfindungen zu; lässt sich erneut Ergreifen.
NEUES SPIEL.
Und wenn dieses Freiheits- und Glücksspiel mit wirksamen Gefühlen zu einem Ergebnis geführt hat, das gezeigt werden möchte, das Anlass gibt auch zum Hinterfragen in einem Dialog oder auch zum Erwerb, dann hat (sich) L'homme qui passe nicht verspielt.
27.04.XXI
KURZBIOGRAPHIE
1942 in Stuttgart geboren
1963 - 1965 Pädagogikstudium, Hauptfach Kunst
1968 - 1970 Freie Kunstschule Stuttgart
2008 bis heute Kunstakademie Bad Reichenhall
Künstlerische Begleitung in Malkursen für Kinder,
Jugendliche und Erwachsene, Seminarleitungen
Mitglied in Kunstvereinigungen, BBK Unterfranken
1975 Gemeinschaftsausstellungen und -
2016 Einzelausstellungen, Hohenloher Kunstverein
1989 „Begegnungen mit sich selbst“, Digne-les-Bains
1990 „Begegnungen mit sich selbst“, Schloss Weikersheim
1996 „Stückwerke“, Akademie für Lehrerfortbildung,
Esslingen
2004 „Begegnungen“, Dresdner Bank, Kitzingen
2005 „Begegnungen“, Landratsamt Hohenlohekreis,
Künzelsau
2008 „Bildungen“, Sparkasse Schwäbisch Hall/Crailsheim
2012 „Methadon70“, Kulturforum, Bad Mergentheim
2014 „Die Neuen“, BBK Würzburg „Bildtafeln zu LA DIVINA
COMMEDIA“, Deutschordensmuseum, Bad Mergentheim
2015 „ManuMente“, Neue
Galerie, Kloster Bronnbach
2016 „Der gemeinsame Nenner“, Kunstakademie Bad
Reichenhall
2018 „Raumgebung“, Buchlerhaus, Gerlachsheim
„Randerscheinungen“, Kulturforum, Bad Mergentheim
2020 „Mitgliederausstellung“, Kulturforum Ansbach
2020 „L’homme qui passe“
2023 „Jetzt und Hier“
2023 ,,Wahlverwandte", Altes Feuerwehrhaus Bad Reichenhall
Ankäufe
Privatsammlungen, Regierungspräsidium Stuttgart. Landkreis Hohenlohe, Sparkasse Schwäbisch Hall/Crailsheim, Sparkasse Tauberfranken, Dresdner Bank, Kitzingen u.a.m.
DIE WAHLVERWANDTEN
Wir sind eine Gemeinschaft von Künstlerinnen und Künstlern, die gemein-
same Interessen teilen. Orientierung suchen wir zuallererst in der Verbindung mit den elementarsten Wurzeln, die tief in der Schöpfung und auch in uns selbst zu finden sind.
Dieser gemeinsame Hintergrund, der universellen Charakter hat und der, wie Rainer
Maria Rilke sagt, der Bereich ist, wo Alle-Einer sind, bietet den Raum für unsere Su-
che nach dem eigenen autonomen Selbst.
Im schöpferischen Prozess entdecken wir unsere eigenen wahren Möglichkeiten, die auch unsere Lebensweise bestimmen. Das „WIR erleben“ entsteht durch den gemeinsamen Hintergrund – und alle individuelle Entwicklung endet nicht im isolierten ICH, sondern in einer lebendigen Vielfalt.
Auch in diesem Zusammenhang ist folgende Aussage von Rilke sehr passend. „Und
wie Früchte sind wir. Hoch hangeln wir in seltsam verschlungenen Ästen und viele
Winde geschehen uns. Was wir besitzen, das ist unsere Reife und Schönheit. Aber
die Kraft dazu strömt in einem Stamm aus einer über Welten hin weit gewordenen
Wurzel in uns alle. Und wenn wir für ihre Macht zeugen wollen, so müssen wir sie
jeder brauchen in unserem einsamsten Sinn. Je mehr Einsame, desto feierlicher, er-
greifender und mächtiger ist ihre Gemeinsamkeit.“
Und genau diese Gemeinsamkeit macht unsere Wahlverwandtheit aus, die zwischen allen Menschen möglich wäre durch einen gemeinsamen universellen Nenner.Jeder Mensch hat die Möglichkeit in sich, schöpferisch zu sein. Kreativität ist der Schlüssel für die Poesie in unserem Leben. Wenn wir uns öffnen, für ein kreatives Spiel, das seinen Sinn in sich selbst trägt, erfahren wir eine innere Zufriedenheit, die wir nicht kaufen können. Der kreativ lebendige Mensch ist in der Lage, sich zu wehren gegen Fremdbestimmung, Vernutzung und Verzweckung, eine der größten Gefahren unserer Zeit.
In unserer Ausstellung gibt es einen reich gedeckten Tisch mit den verschiedenen
Materialien der Malerei. Wir laden jeden ein, angeregt durch anwesende Künstler,
kreativ mitzuspielen und daran Freude zu entwickeln.
Im Spiel sind wir frei. Ohne Vorkenntnisse kann jeder teilnehmen, denn wir machen
nichts nach, sondern folgen den inneren Impulsen und dem Rhythmus des Körpers.
Natur spricht durch uns, da wir auch Natur sind. Wir erwecken Kräfte, die in uns
enthalten sind und die wir durch allerlei Techniken und Spielarten befreien können.
Also – Ihr seid alle herzlich eingeladen, die Ausstellung und Spielstätte zu besuchen.
Seit mehr als 50 Jahren haben Objektgestaltung
und Malerei einen sehr hohen Stellenwert für mich.
Seit gut zwei Jahrzehnten bilden sie meinen Lebenssinn.
Sie steigern und bereichern meinen Blick auf die Welt.
Ich collagiere, belebe Fundstücke; es wird gebrannt, gerissen, übermalt. Zufälliges wird zu neuen
Botschaften in Spannung gesetzt, in der
Gewissheit, dass es nichts Bedeutungsloses gibt.
Seit 2020 ist ein Protagonist an meiner Seite.
L’homme qui passe. Er wird zum Zwillingsbruder.
In seiner Vergänglichkeit Symbol, Pseudonym und
Signatur für mich als Künstler, dem das rätselhafte
Schwarz eine Farbtönung mit besonderer
Bedeutung ist.
WERKE
2023